Sicherheitsrichtlinien für Höhlenbefahrungen

Richtige Planung und Auswahl des Tourenziels
Gehe niemals allein in eine Höhle! Gute Ausrüstung, Kondition und entsprechende Erfahrung sind Grundvoraussetzungen für gelungene Höhlentouren.

Für lange und/oder schwierige Touren soll die Gruppe aus mindestens drei Personen bestehen. Im Notfall bleibt eine Person beim Verletzten und eine holt Hilfe.

Besorge dir Unterlagen: z.B. Landkarten, Höhlenpläne, Zugangsbeschreibungen, etc.

Informiere dich bei Personen, die die Höhle oder den Zustieg bereits kennen. Für manche Zustiege bzw. Höhleneinstiege ist die Einholung einer Erlaubnis vom Grundstückseigentümer erforderlich.

Zeitplanung
Was ist der Zweck der Tour? Besichtigen, Fotografieren, Forschen, eine Vereinsfahrt, Vermessung, Vorbereitung zu einer längeren Forschung. Danach richtet sich die Zeitplanung.

Richte das Ziel und die Tourenlänge nach dem konditionell schwächsten Teilnehmer der Gruppe aus.

Überschätze nie die Kondition der Gruppe bzw. die eigene. Plane Kraftreserven für unvorhersehbare Schwierigkeiten oder Verzögerungen ein.

Bei nicht bekannten Zustiegen plane genügend Zeit für die Suche nach dem Höhleneingang ein.

Kalkuliere genügend Zeitreserve ein:

größere Gruppen brauchen um vieles länger als 2-3 Personen.

der Aufstieg aus Schachthöhlen ist oft deutlich mühsamer als man meint, besonders bei größeren Gruppen.

plane für die Heimreise müdigkeitsbedingte Pausen ein.

plane verkehrsbedingte Verzögerungen bei An- und Abfahrt ein.

Lege zusätzlich die Alarmzeit fest:

Wähle einen vernünftigen Kompromiss zwischen genügend Sicherheitspolster für harmlose Verzögerungen und rechtzeitiger Alarmierung im Ernstfall.

Kalkuliere schlechten Handyempfang im Gelände mit ein!

Wetter
─ Beobachte die Wetterentwicklung und hole kurz vor der Tour nochmals den aktuellen Wetterbericht ein (z.B. www.zamg.ac.at).

Gewitter, Nebel, Wintereinbruch und Schnee können Orientierung und Vorwärtskommen im Gelände erheblich erschweren.

Ein Schlechtwettereinbruch kann die gesamte Tour gefährden oder den Rückweg verhindern! (z.B. Wassereinbruch in der Höhle nach einem Gewitter). Besondere Vorsicht ist daher bei hochwassergefährdeten Höhlen geboten!

Ausrüstung
Überprüfe rechtzeitig vor einer Tour: Funktion und Vollständigkeit deiner Ausrüstung:

Anseilgurt und Selbstsicherung auf Scheuerstellen und aufgerissene Nähte.

Steigklemmen, Abseilgerät und Karabiner auf Beschädigung, Abnützung bzw. Leichtgängigkeit.

Stirnlampe auf Funktionstüchtigkeit (Reservebatterien, Reserve Akku).

mindestens eine, besser zwei Ersatzlampen mitnehmen.

Seile auf Scheuerstellen und Mantelbeschädigungen.

Notfallapotheke mit Verbandsmaterial auf Inhalt, Ablaufdatum und Verwendbarkeit.

Verpflegung und Getränke.

Notfallapotheke
Jeder Teilnehmer hat seine eigene Alu-Rettungsdecke mit. Der Schutz vor Unterkühlung ist im Ernstfall besonders wichtig. Darüber hinaus ist zu empfehlen, dass jeder über seine eigene Notfallapotheke verfügt. Diese wird wasser- und stoßfest verpackt und soll mindestens beinhalten:

Alu-Rettungsdecke

Einmalhandschuhe

Verbandsmaterial (Mullbinden, Wundauflagen, Pflaster…)

Dreiecktuch ev. SamSplint (zur Schienung bzw. Stabilisierung)

Wärmeversorgung (z.B. Ready-Heat Produkte in verschiedenen Größen)

Schere, Messer

Alarmzeit deponieren (WO unterwegs? WANN zurück?)
Der wohl wichtigste Punkt wird oft vernachlässigt. Hinterlege bei einer Person deines Vertrauens folgende Daten:

Welche Höhle(n) besuchen wir? Name der Höhle, Ortsangabe, Katasternummer, Berg, GPS Koordinaten…

Von welchem Ausgangspunkt beginnt unsere Tour? Ortschaft, Parkplatz, wo steht unser Fahrzeug, Kennzeichen bei Vermisstensuche hilfreich.

Wann melden wir uns spätestens zurück? Beachte bei Mehrtagestouren Zeit und Datum (bei Zeitangaben z.B. 15:00 Uhr verwenden und nicht 3 Uhr).

Lege eine Alarmzeit fest, bei deren Überschreiten die Höhlenrettung alarmiert wird – Alpinnotruf 140. Eine vernünftige Alarmzeit beinhaltet auch, dass Rettungskräfte zwischen 23:00 und 06:00 Uhr wahrscheinlich schlafen. Also lege die Alarmzeit vor 23:00 oder ab 06:00 Uhr fest.

Wo werden wir uns in der Höhle aufhalten? Höhlenteil, Etage…

Mit wem gehe ich auf Tour? Personenanzahl, Namen

In der Höhle
Bevor du einsteigst mache einen Partnercheck (Ausrüstung, Anseilgurt…)

Verliere nie die Orientierung in der Höhle. Blicke immer wieder mal zurück, um den Rückweg leichter zu finden. Präge dir an neuralgischen Punkten den Raum mit
der richtigen Abzweigung ein.

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Steinschlaggefahr:

Räume beim Schachtrand alles lose Gestein beiseite, bevor Material eingebaut wird oder jemand in den Gefahrenbereich einsteigt. Achte auf Seilschlingen, die bei Bewegung Steinschlag auslösen könnten.

Achte auf genügend Flüssigkeitszufuhr. Pausen mit warmen Mahlzeiten oder heißem Tee sind besondere Kraftspender.

Achte während der Befahrung bei deinen Kameraden und dir selbst auf Anzeichen von Müdigkeit, Erschöpfung, Überforderung und Unterkühlung.

Solltest Du oder einer deiner Begleiter einer Tour doch nicht gewachsen sein, kehrt rechtzeitig um.

Sobald Kondition oder Befahrungstechnik verbessert sind, könnt ihr euch wieder an diese Tour heranwagen.

Beginnt rechtzeitig mit dem Rückweg, besonders bei ausgedehnten Engstellen und Schachthöhlen.

Im Notfall (Unfall, Verletzung) bleibt eine Person beim Verletzten und eine holt Hilfe.

Ende der Tour
Melde dich nach dem Verlassen der Höhle sobald wie möglich zurück, um eine Fehlalarmierung der Rettungskräfte zu vermeiden.

Autofahrt – der Weg nach Hause
Müdigkeit ist bei Tagestouren ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor!

Darum merke: ein müder Autofahrer ist ein schlechter Autofahrer!

Plane Pausen ein und/oder gönne dir zwischendurch eine halbe Stunde Schlaf. Deine Mitfahrer, Familie, Freundin oder Freund wissen eine vernünftige Entscheidung zu schätzen.

Die Tour ist erst zu Ende, wenn wir zuhause angekommen sind!

(Quelle: Erich Hofmann)